Tunnel am Ende des Lichts

Der erste Teil ist wieder mal schon ein bisschen her:
Wir haben gerade mal 2 Tage durchs Outback gebraucht, bis wir den Uluru zum ersten mal gesehen haben. Erst dachten wir von einem anderen hohen Berg, dass er es ist, aber als wir weiter fuhren, tauchte der unverkennbare Berg plötzlich vor uns auf und wurde allen Reiseführer- Fotos gerecht. Es war zum Glück nicht so heiß, dafür waren die Fliegen umso nerviger und attackierten das Gesicht sobald man aus dem Auto stieg. Nur abends waren sie weg und da sind wir auch erst immer nach den langen Fahrten aktiver geworden: mit Taschenlampen sind wir auf Schlangensuche gegangen- leider erfolglos, dafür haben wir aber Salamander und Spinnen gefunden, Aljoscha und Nick sogar eine schwarze Witwe. (Achja, und in unserem letzten Ort vorm Outback habe ich noch Delfine gesehen!! Aber zu kurz, um Fotos zu machen.) Danach haben wir Gaskocher, Tisch und Windlicht aufgebaut und "gekocht" und gegessen. Und dann ging wieder ein Tag zu Ende, zähneputzend auf dem Highway mitten in der Wüste, unter einem funkelnden Sternenhimmel und von natürlicher Stille umgeben bis sich wieder ein Road Train näherte und diese Regungslosigkeit mit heller, lauter Gewalt zerfetzte.
Jetzt liege ich gerade hinten im Van, die Sonne ist schon untergegangen und ich hoffe, der nächste Rastplatz taucht bald auf, weil ich keine Lust mehr auf Auto habe. Die letzten Tage bin ich auch ab und zu gefahren und Olli und Aljoscha lagen solang hinten, ich hatte Kopfhörer in den Ohren und es fühlte sich an, als würde ich allein durch die rote Wüste fahren. Heute sind wir durch Mount Isa gefahren und Erinnerungen an die schlimmsten Tage hier in Australien kamen hoch ... Und gleichzeitig die Freude darüber, jetzt unter so glücklichen Umständen, wieder hier zu sein. Wir kauften aber nur schnell ein, dann fuhren wir weiter, weil wir alle keine Lust mehr auf Outback haben- nach einer Woche hab ich wirklich genug von den Millionen Fliegen, wegen denen man sich morgens kaum die Zähne putzen kann, von der Isolation, weil man so gut wie nie Empfang hat und von meinem täglichen Kampf um eine Dusche. "Pia, echt jetzt duschen? Ist doch ok, mal einen Tag nicht zu duschen... Wir sagen auch nichts, wenn du zu stinken anfängst." - "Danke, aber ich will einfach nur einmal am Tag ne verdammte Dusche, die gewöhn ich mir auch nicht mal im Outback ab.. Oder erst recht nicht!" - "Ohaa nagut...Mädchen."

Jetzt muss ich nicht mehr kämpfen - rote Wüste und Fliegen haben wir heute hinter uns gelassen. Gerade sitze ich am Strand in Townsville, höre Musik und die strandenden Wellen, auf denen das Mondlicht tanzt. Der warme, feuchte Nachtwind und die Palmen verraten das tropische Klima. Morgen machen wir einen Strandtag, auch wenn wir wohl eher nicht schwimmen gehen, weil es hier in Queensland ja Krokodile gibt.
Wie gehts weiter? Im Moment bin ich hin und hergerissen... Es ist nicht so, dass ich großes Heimweh habe, aber so langsam fühlen sich die Tage wie die letzten an. Das liegt zum einen daran, dass Aljoscha, Olli und Fynn in zwei Wochen zurück fliegen. Nick und ich wären ein super Team und Bauchweh vor Lachen wäre garantiert, aber er müsste erstmal arbeiten und das möchte ich eigentlich nicht mehr. Ich will auch nicht mehr viel von Australien sehen, nicht wieder jeden Tag den mittlerweile 8 - Tonnen - Rucksack schleppen, jeden Tag auf die Suche nach einem Schlafplatz gehen. Natürlich würde sich wieder eine neue Gruppe finden, es würden sich neue Möglichkeiten auftun, aber ... Soll man nicht aufhören, wenn es am Schönsten ist? Ich hab mich in Australien immer von den Momenten tragen lassen, hatte die beste Zeit überhaupt in der wohl langweiligsten Stadt der Welt,Orange, an dem wohl stinkendsten See der Welt und das verdanke ich den Menschen, die  mich jetzt schon 3 Monate begleiten. Zu einem Neuanfang habe ich gerade nicht wirklich Lust. Deswegen überlege ich, ob ich, wenn die Jungs gehen, nach Bali fliege. Und die Vorstellung von Hotel, Paradiesstränden, ausgewogener Ernährung (also nur jeden zweiten Tag Nudeln) und Erholung klingt immer verlockender. Ach ich weiß es einfach nicht. Aber wenn mir Australien ein was beigebracht hat, dann, dass es ein riesen Fehler ist, zu früh Entscheidungen zu treffen. Hier gilt: was man auf Morgen verschieben kann, muss man unbedingt auf Morgen verschieben. Also lasse ich mich erstmal einfach weiter von Momenten tragen. :)

Uluru

Roadhouse

Andere Berge in der Nähe des Uluru

Wasser auffüllen 

Haare werden sonnig 


 Ein Dornteufel






 
Essen unter der Erde, weil es über der Erde zu heiß ist

Schlafen in einem Untergrund Hotel 

Marshmallowssss



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